[AK.IPO] IB-Sektion: Autor*innentagung 'Von Wertschöpfungsketten und Sicherheitsapparaten', Feb 2021/FFM
Simone Claar
sclaar at uni-kassel.de
Do Feb 27 09:14:23 CET 2020
Liebe Kolleg*innen,
Anbei eine Ausschreibung für einen Autor*innen-Workshop.
Viele Grüße
Dr. Simone Claar
BMBF-Projekt ‚Glocalpower‘ (bit.ly/glocalpower <http://bit.ly/glocalpower>)
Universität Kassel
Fachgebiet Globalisierung und Politik
Untere Königsstraße 71
34127 Kassel
+49 (0) 561 804-3931
***Neue Veröffentlichung***
State-permeated Capitalism in Large Emerging Economies <https://www.routledge.com/State-permeated-Capitalism-in-Large-Emerging-Economies/Nolke-Brink-May-Claar/p/book/9780367203696>
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> Mit der Bitte um Weiterleitung an interessierte Kolleg*innen und passende Verteiler
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> Call for Abstracts
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> Von Wertschöpfungsketten und Sicherheitsapparaten:
> Zur Beziehung von Ökonomie und Gewalt in den deutschsprachigen IB
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> Autor*innen-Workshop
> Sektion Internationale Beziehungen der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft
> 25-26.2.2021
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> Goethe-Universität Frankfurt a. M.
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> Die ökonomischen und militärischen Pfeiler internationaler Herrschaft werden zu wenig zusammengedacht. Auch deutsche IB und IPÖ haben in den letzten dreißig Jahren wenig Analysen zur Verschränkung von Ökonomie und Gewalt hervorgebracht. Das ist historisch und für die Analyse der Gegenwart eine schwere Hypothek. Denn gewalttätiges Kolonialsystem und Sklavenhandel bilden den „bitteren Bodensatz der Demokratie" (Mbembe 2017) und auch die zeitgenössische Weltordnung lässt sich ohne die Beziehung zwischen Markt und Gewalt nicht greifen (Gerstenberg 2017). Angesichts der neuen Herausforderungen, vor die Europa und Deutschland zwischen USA, China, dem Compact with Africa und den internen politischen und sozialen Verwerfungen gestellt sind, ist es an der Zeit, „innergesellschaftliche, außenwirtschaftliche und außenpolitische Entwicklungen als Einheit“ (Ziebura 1984) zu verstehen und sich nicht mehr auf die Arbeitsteilung zwischen Innenpolitik- und Außenpolitikanalyse, VWL oder ihren disziplinären Varianten zu verlassen.
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> Diese Tagung soll bestehende Versuche zusammenzutragen und neue theoretische Ansätze entwickeln, die darauf abzielen, Gewaltausübung und ökonomische Prozesse als interdependent zu verstehen. Dabei soll der Zusammenhang von (nicht)staatlichen Sicherheitsapparaten wie Militär, (Grenz)polizeien, Nachrichtendiensten, bewaffneten Gruppen, Sicherheitsfirmen mit wirtschaftlichen Infrastrukturen, ihrer Herstellung und Pflege sichtbar werden. Die Wertschöpfungsketten und Logistikhubs, aber auch die Regelwerke und Gesetze der globalen kapitalistischen Ordnung bedürfen der Absicherung und Durchsetzung. Aber Gewaltakteure sichern die kapitalistische Ordnung nicht nur ab; sie produzieren und formen sie auch durch eigenständige, ökonomische Handlungen und verschiedenartige Interventionen in den globalen Markt. Die Praktiken der Gewalt unterliegen ständiger Innovation, für die die Wirtschaft von entscheidender Wichtigkeit ist. Neue Technologien von Data Mining über Drohnen überwachen, kontrollieren und üben Gewalt aus; und gleichzeitig stellen sie Profitquellen für Unternehmen und militärische Akteure selbst dar.
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> Die Jahrzehnte des vermeintlichen Endes der Geschichte haben der IB den Blick auf die fundamentale Konflikthaftigkeit und Gewaltförmigkeit unserer nationalstaatlichen und globalen Ordnung verstellt. Dieser Schleier lichtet sich und ruft nach synthetisierender, empirischer wie theoretischer Forschungsarbeit. Über die Dokumentation der Verschränkungen zwischen Sicherheitspolitik, Globalisierung und Außenwirtschaftspolitik hinaus will die Tagung deshalb auch Ursachenforschung und große Theorie zur Debatte stellen. Wie lässt sich der Brexit aus einer Analyse von Großbritanniens Einbettung in die globale (Wirtschafts-)Ordnung verstehen und welche Rolle spielt die Autonomie des Politischen und politischer Akteure dabei? Äquivalent verläuft die Debatte über die Trump-Administration entlang der Dimensionen Persönlichkeit, Parteiensystem, gesellschaftliche Konflikte und Verlust globaler Hegemonie aufgrund des Aufstieg Chinas, ohne dass zumeist eine Synthese dieser verschiedenen Dimensionen versucht würde. Dieser Workshop soll zu dieser Synthese beitragen.
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> In Nordafrika und Westasien werfen anhaltende und extrem gewalttätige Konflikte Fragen auf, die IB und IPÖ nur unzureichend berücksichtigt oder beantwortet. Die Zerrüttung ehemals mächtiger arabischer Republiken (Irak, Syrien, Libyen, Ägypten), die im Gegenzug gefestigte Macht der konservativen Monarchien (Saudi Arabien, Kuwait, UAE, Qatar) und das (weitestgehende) Scheitern der Volksaufstände von 2011 lassen sich nur durch eine Perspektive erklären, die ökonomische und Sicherheitsinteressen gemeinsam betrachtet und vor allem die zentralen Akteure als sowohl ökonomische als auch militärische Interessensvertreter erkennt. Die besonders brutale Konterrevolution in Ägypten, wo das Militär der national wichtigste Wirtschaftsakteur ist, ist hier nur das offensichtlichste Beispiel. Ähnliche Fragen lassen sich für (fast) alle Weltregionen entwickeln.
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> Wir laden herzlich zu Beiträgen zu den untenstehenden Fragestellungen (und weitergehenden) ein. Uns interessieren sowohl Fallstudien, die den Zusammenhang von Ökonomie/Markt und Konflikt/Sicherheit beleuchten als auch neue, makro-theoretischen Perspektiven auf diesen Zusammenhang.
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> - Theoretische Ansätze, die die Trennung zwischen Sicherheits- und Wirtschaftspolitik in Frage stellen;
> - Vergleichende und internationale Analysen von Außenwirtschaftspolitiken;
> - Beispiele für ökonomische Interventionen und Strategien von Sicherheits-/Gewaltakteuren;
> - Die Auswirkungen auf Gewaltkonflikte von internationaler Schulden- und Entwicklungspolitik;
> - IWF- und Weltbank und ihre Verschränkung mit der Sicherheitspolitik in den letzten Dekaden;
> - Konfliktanalysen und Kriegsursachenforschung, die geopolitische und geoökonomische Ursachen verbinden;
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> Die Tagung wird vom 25-26.2.2021 an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. stattfinden. Prof. Benno Teschke (University of Sussex) wird die Keynote halten. Voraussichtlich werden wir die Kosten für Anreise und zwei Übernachtungen übernehmen können.
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> Abstracts von ca. 200 Wörtern bitte bis zum 31.3.2020 an sophia.hoffmann at zmo.de <mailto:sophia.hoffmann at zmo.de> und kai.koddenbrock at uni-wh.de <mailto:kai.koddenbrock at uni-wh.de>. Die deutschsprachigen Aufsätze für die Konferenz sollten etwa 8000 Worte umfassen und bis zum 1.2.2021 vorliegen. Wir sind mit dem Suhrkampverlag im Gespräch über eine mögliche gemeinsame Veröffentlichung im Anschluss an die Konferenz. Die Benachrichtigung über erfolgreiche Abstracts erfolgt bis zum 15.4.2020.
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> Mbembe, Achille. 2017. Politik der Feindschaft. Berlin: Suhrkamp.
> Gerstenberger, Heide. 2017. Markt und Gewalt: Die Funktionsweise des historischen Kapitalismus. Münster: Westfälisches Dampfboot
> Ziebura, Gilbert. 1984. Weltwirtschaft und Weltpolitik. Berlin: Suhrkamp.
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